Praktisch alle Geräte im Heimnetz koppelt man entweder per elektrischem Ethernet-Kabel ans Internet oder drahtlos per WLAN. Wie finden die Internet-Daten den Weg zur Glasfaser? Und wie kommt die Glasfaser ins Haus?
Von Dušan Živadinović
Glasfaserarchitekturen
Was bedeuten FTTC, FTTB oder FTTH?
Es gibt diverse Glasfaserarchitekturen, je nachdem, wo die Faser aus Sicht des Netzbetreibers endet: im Straßenverteiler am Bordstein (Fiber-to-the-Curb, FTTC), im Gebäude (Fiber-to-the-Building, FTTB), in der Wohnung (Fiber-to-the-Home, FTTH) oder gar am Schreibtisch (Fiber-to-the-Desk, FTTD). Beim aktuell forcierten Glasfaserausbau für Privatkunden handelt es sich um FTTH-Anschlüsse.
Erdrakete zum Hausverteiler
Wie kommt die Glasfaser in meine Wohnung?
Während in vielen anderen Ländern Glasfaserleitungen oberirdisch geführt werden dürfen, müssen sie in Deutschland so wie Strom-, Gas- und Wasserleitungen unterirdisch zu den Teilnehmern laufen. Die erforderlichen Grabungsarbeiten bremsen das Ausbautempo und erhöhen den Aufwand. Es muss aber nicht die gesamte Strecke zum Haus aufgegraben werden: oft bahnt eine Erdrakete die letzten Meter vom Gehweg bis in den Keller. Dann folgt in der Regel ein Leerrohr und darin schließlich die Glasfaser bis zum Hausübergabepunkt (HÜP, auch Hausanschlusspunkt, HPL, genannt).
Von diesem Kunststoffkasten geht dann das Endstück zur Glasfaserdose im Haus (Glasfaser-Teilnehmeranschluss, GF-TA). Der GF-TA ist aus Sicht des Netzbetreibers der Endpunkt. Er kann bis zu 20 Meter vom HÜP entfernt sein (30 Meter bei Mehrfamilienhäusern); vor der Installation müssen etwaige Bohrungen oder Leerrohre vom HÜP zum GF-TA bereits angebracht sein.
Recht auf freie Routerwahl
Mein Betreiber hat keine Glasfaserdose installiert – wo schließe ich meinen Glasfaserrouter an?
Manche Netzbetreiber installieren keinen GF-TA, sondern montieren an einen proprietären Anschlusspunkt gleich ein Glasfasermodem (Optical Network Termination, ONT) ihrer eigenen Wahl. Damit verletzen sie das Recht auf Routerfreiheit, weil Kunden das Modem nicht selbst aussuchen können und weil man an solchen Anschlüssen keine Router mit eingebautem Glasfasermodem betreiben kann.
In solchen Fällen kann man zumindest vorübergehend auf Breitband-Router oder auf bestimmte DSL-Router ausweichen. Mehr dazu finden Sie im Abschnitt „Router ohne Glasfasermodem“.
Das Recht auf freie Wahl des Routers ist seit 2018 im Telekommunikationsgesetz festgeschrieben (siehe ct.de/yxrp). Falls Sie einen GF-TA benötigen, weisen Sie Ihren Netzbetreiber freundlich darauf hin. Geben Sie ihm eine Chance, die Dose anzubringen – manche sind tatsächlich nicht im Bilde über das TKG oder beanspruchen für sich nicht-existente Ausnahmeregeln. Protokollieren Sie die Kommunikation mit dem Netzbetreiber und falls alles Bitten nicht fruchtet, reichen Sie eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur ein. Die Grundlage für die Routerfreiheit hat die Agentur im Kontaktformular „Kundenschutz Telekommunikation“ zusammengefasst, auch hält sie ein Formular zum Einreichen von Beschwerden bereit (siehe ct.de/yxrp).
Bei Streitigkeiten mit Telekommunikations- oder Post-Anbietern kann die BNetzA ein Schlichtungsverfahren einleiten. Dafür müssen Sie darlegen, dass Sie im Vorfeld versucht haben, eine Einigung zu erzielen.
Von der Dose zum Modem
Welches Gerät schließe ich an die Glasfaserdose an?
Das letzte Element der Glasfaserinfrastruktur ist ein Glasfaser-Modem (Optical Network Termination, ONT). Es wird an die Glasfaserdose (GF-TA) angeschlossen. Üblicherweise stellt der Netzanbieter das Modem zur Verfügung. Ab dem ONT läuft der Internetverkehr normalerweise über das übliche, elektrische Ethernet zum Router, der den Zugang dann per Ethernet-Kabel im LAN oder per WLAN weiterverteilt.
Seit einiger Zeit gibt es aber auch Router mit eingebautem Glasfasermodem. Man schließt sie direkt an die Glasfaserdose an, was den ONT und eine Steckdose zu dessen Stromversorgung erspart.
Faser statt Kabel
Was ist beim Umgang mit Glasfaserkabeln zu beachten?
Glasfaser-Patchkabel sind viel dünner als Ethernet-Patchkabel, sodass sie weniger auffallen. Jedoch sind sie viel weniger robust, sodass man sich vor dem Verlegen über den maximalen Biegeradius informieren sollte. Und klar: Knicke sind unbedingt zu vermeiden, weil die Fasern spröde sind und daher brechen können.
Überhaupt gilt es, die dünnen Kabelchen mit Samthandschuhen anzufassen und auch, die Schutzkäppchen aufzubewahren – die sollten Sie umgehend nach dem Abstöpseln von einer Buchse aufsetzen, um Verschmutzung zu vermeiden. Andernfalls können kleinste Staubkörnchen den Lichtübertritt zum Beispiel vom Glasfaser-Router zur Glasfaserdose bremsen. Dann ist es Glückssache, ob das Signal noch für eine stabile Verbindung ausreicht.
Die Anschlusstechniken GPON, XGS-PON und AON
Kann ich einen beliebigen Glasfaserrouter oder ein beliebiges ONT anschließen?
Nein, denn über die Glasfaserdose kommunizieren Modems je nach Infrastruktur des Betreibers auf unterschiedliche Weise. Verbreitet sind die GPON- und die AON-Technik (Gigabit Passive Optical Network und Active Optical Network). Manche Provider setzen in Feldversuchen XGS-PON ein. Ein ONT ist aber immer nur für eine der Techniken ausgelegt.
Bei GPON teilen sich alle an einem Verzweiger angeschlossenen Teilnehmer die Downstream-Kapazität von 2,5 GBit/s und 1,25 Gbit/s in Gegenrichtung (Upstream). Üblicherweise versorgt ein Knoten maximal 32 Anschlüsse. Die neuere passive Variante, XGS-PON oder auch 10G-PON, liefert maximal 10 GBit/s in beide Richtungen. In Deutschland betreibt die Telekom in Darmstadt ein erstes XGS-PON-Netz.
Beim aufwändigeren AON sind die Teilnehmer über separate Leitungen angeschlossen, sodass jedem die volle Bandbreite des Anschlusses zur Verfügung steht (bis zu 10 GBit/s); wie viel die Leitung dann tatsächlich durchlässt, hängt aber, wie an allen Anschlüssen, vom gewählten Tarif ab. Einige AON-Betreiber klemmen den ONT direkt an die Glasfaser an, installieren also keine Glasfaserdose. Kunden können den ONT an solchen Anschlüssen nicht selbst wechseln und auch keinen Router mit eingebautem ONT betreiben.
Das passende Glasfasermodem
Welche Glasfasermodems eignen sich für meinen Anschluss?
Wer keinen Glasfaserrouter direkt an der Dose betreiben kann oder will, braucht für die Umsetzung der Signale von der Glasfaser auf das übliche elektrische Ethernet ein externes Glasfasermodem (Optical Network Termination, ONT), sofern der Netzbetreiber es nicht selbst liefert. Es gibt diverse Hersteller von ONTs, die Preise starten bei rund 30 Euro (siehe ct.de/yxrp).
Vor dem Kauf sollte man den Betreiber um eine detaillierte Schnittstellenbeschreibung bitten. Aus der sollte klar hervorgehen, ob es sich um einen AON-, GPON- oder XGS-PON-Anschluss handelt. Beispielsweise veröffentlicht die Telekom ihre Schnittstellenbeschreibungen (Telekom 1TR112: Schnittstellenbeschreibungen xDSL und GPON, siehe ct.de/yxrp), sodass man sich daran orientieren kann. Andernfalls kann der Betrieb eines ONT an Kleinigkeiten wie der Registrierung beim Provider scheitern. In dieser Hinsicht gehört das Glasfasermodem 2 von der Telekom (GPON-Technik, erhältlich ab rund 40 Euro) zu den interessanteren Kandidaten, weil es genau auf die Anforderungen des Magenta-Riesen abgestimmt ist und sich komfortabel per Smartphone registrieren lässt.
Der passende Router
Wofür brauche ich überhaupt einen Router?
Prinzipiell könnte man einen Glasfaseranschluss mit einem einzigen PC nutzen, den man per Ethernet-Kabel am ONT anschließt. Der PC baut dann die Internet-Verbindung zum Netzbetreiber auf. In den weitaus meisten Fällen kommt das aber nicht infrage, weil man mehr als ein Gerät über den Hausanschluss ins Internet bringen will. Diese Vermittlungsfunktion übernimmt ein Router, an den man alle Geräte des Heimnetzes wahlweise per Ethernet-Kabel oder per WLAN koppelt.
Im Router wird auch der Internetzugang mitsamt den Zugangsdaten konfiguriert. Viele Betreiber nutzen für den Transport des Internetverkehrs das im DSL-Bereich übliche PPPoE (Point-to-Point Protocol over Ethernet), manche stattdessen DHCP (Dynamic Host Control Protocol) oder noch andere Varianten – Einzelheiten finden Sie in den Einwahlunterlagen, die Ihnen der Provider zuschickt.
Wenn eine Dose bereits vorliegt, kann man daran spezielle Router für Glasfaseranschlüsse anstecken. Dazu gehören die Fritzbox 5530 Fiber (Test in c’t 7/2021, S. 70) und die umfangreicher ausgestattete Fritzbox 5590 Fiber (Test in c’t 14/2022, S. 78). Beide Modelle eignen sich für GPON und AON. Dafür enthalten sie einen SFP-Steckplatz, in den man je nach Bedarf das mitgelieferte GPON- oder AON-Modul steckt. Von dort führt dann ein Glasfaser-Patchkabel zur Faserdose (GF-TA).
Ausschließlich für GPON eignen sich die Fritzbox 5491 und der TP-Link TX-VG1530. In anderen Ländern sind in der Regel Router anderer Hersteller verbreitet, darunter etwa Modelle mit eingebautem Glasfaseranschluss von Nokia oder Sagem. Von solchen Routern raten wir ab, weil offen ist, ob sie sich für die in Deutschland üblichen Anschlüsse und Kommunikationsprotokolle eignen. Zudem kann bei manchen Nokia-Modellen nur der Netzbetreiber auf die essenziellen Einstellungen zugreifen (per TR069-Protokoll aus der Ferne).
Manche Netzbetreiber haben frühzeitig mit dem Glasfaserausbau begonnen und vor einigen Jahren auf die AON-Technik gesetzt (z. B. der Berliner Provider ediscom). In manchen Ländern ist AON weiterhin verbreitet, darunter etwa in Österreich. Für AON-Anschlüsse braucht man Router mit AON-Schnittstelle.
Router ohne Glasfasermodem
Welche Router eignen sich für den Anschluss an den ONT?
Wenn der Netzbetreiber einen ONT ohne Steckdose (GF-TA) am Hausverteiler angekoppelt, also das Gesetz der Routerfreiheit missachtet hat, können Sie es dauerhaft dabei belassen – oder Sie bitten den Betreiber, eine Dose zu setzen und leben einige Wochen mit dem unerwünschten ONT.
Wie Sie vorgehen, um eine Glasfaserdose nachträglich setzen zu lassen, haben wir im Abschnitt „Recht auf freie Routerwahl“ beschrieben.
Bis die Dose gesetzt ist, brauchen Sie einen Router, der per WAN-Port an den ONT angeschlossen wird (Breitband-Router). Ein guter, weil leistungsfähiger Kandidat ist die Fritzbox 4060 (Test in c’t 5/2022, S. 74). Auch das deutlich preisgünstigere Vorgängermodell 4040 eignet sich und daneben diverse Mesh-Sets wie die eero-Router.
DSL-Router kommen ebenfalls infrage, wenn man einen ihrer Ethernet-Anschlüsse als WAN-Port konfigurieren kann. Dabei liegt das DSL-Modem brach. Man koppelt sie ebenfalls per üblichem elektrischem Ethernet an den ONT. DSL-Fritzboxen wie die 7590 eignen sich ebenfalls für diese Betriebsart. Manche Glasfaseranbieter vermieten sogar solche Modelle.
Was sich beim Umstieg von DSL ändert
Ich möchte meine Netzwerkgeräte weiterhin fernwarten können. Geht das auch, wenn ich von DSL auf Glasfaser wechsle?
Prinzipiell geht das an jeder Anschlussart, nicht nur an DSL-, sondern auch an Glasfaser- oder gar Kabelanschlüssen. Je nach Netzbetreiber kann es aber neue Hürden geben.
Zunächst braucht man für den Zugang zum Heimnetz aus der Ferne eine öffentliche IP-Adresse direkt am eigenen Anschluss. Bei DSL-Anschlüssen der Telekom ist das beispielsweise grundsätzlich der Fall, es handelt sich um eine öffentliche IPv4-Adresse (auch WAN-IP-Adresse genannt). Sie ist lediglich nicht fest, sondern wechselt immer mal. Um sie nicht jedes Mal telefonisch abzufragen, richtet man am besten im Router einen DynDNS-Dienst ein, der die wechselnden IP-Adressen immer derselben DynDNS-Domain zuweist, anhand der man dann von unterwegs etwa auf den PC im Heimnetz per Port-Weiterleitung zugreift. Öffentliche IPv4-Adressen hat aber nur die Deutsche Telekom zur Genüge, die meisten anderen Provider kamen so spät auf den Markt, dass sie vom ohnehin kleinen IPv4-Adresskuchen nur Krümel abbekamen. Deshalb bringen solche Provider und auch Anbieter von Glasfaseranschlüssen viele ihrer Kunden per DS-Lite-Technik ins Internet. Dabei bekommt der Anschluss keine öffentliche IPv4-Adresse, sondern eine private und muss über die CG-NAT-Technik ins Internet (Carrier-Grade Network Address Translation). Mit CG-NAT spart der Provider IPv4-Adressen, indem er den IPv4-Verkehr vieler Kunden gleichzeitig über eine einzige öffentliche Adresse ins Internet leitet. Deshalb kann man das Heimnetz über solche Anschlüsse nicht per IPv4 erreichen, sondern nur über globale IPv6-Adressen.
An Privatkundenanschlüssen werden auch die globalen IPv6-Adressen dynamisch zugewiesen, weshalb man auch damit auf DynDNS zurückgreift. Die Handhabe ist geringfügig aufwendiger, weil bei IPv6 nicht nur der Router eine globale Adresse erhält, sondern auch jeder Host im Heimnetz, sodass es gilt, auch den jeweiligen DynDNS-Hostnamen immer mit der aktuellen IPv6-Adresse zu verknüpfen. Einzelheiten dazu haben wir in c’t 23/21 S. 150 beschrieben.
Falls Sie beim selben Provider bleiben und von ihm aktuell für DSL eine öffentliche IPv4-Adresse erhalten, fragen Sie ihn vor dem Wechsel, ob Sie diese behalten können. Manche bieten öffentliche IPv4-Adressen bei besonderen Tarifen an, in der Regel aber mindestens für Geschäftskunden. (dz@ct.de)
Formulare der BNetzA, Router-Tests: ct.de/yxrp